Auf persönlichen Wunsch von Daniel Ellsberg wurde Daniel Everette Hale mit dem ersten Ellsberg Whistleblower Award ausgezeichnet.
„Kein Mensch sollte für ein Verbrechen sterben müssen, das er nicht begangen hat. Genauso wenig sollte jemand mit der Last leben müssen, ein unschuldiges, schwaches, wehrloses Leben genommen zu haben .“
Daniel Everette Hale, 2019
Daniel Everette Hale
Daniel Everette Hale ist ein ehemaliger Geheimdienstanalyst der National Security Agency (NSA), der die Öffentlichkeit über die schweren Missstände, die hohen zivilen Opferzahlen und den Machtmissbrauch der Regierung im Zusammenhang mit dem US-Drohnenkriegen informierte. Sein Whistleblowing schärfte das kritische Bewusstsein für die Abwägung zwischen nationaler Sicherheit, dem Recht der Öffentlichkeit auf Information und der ethischen Aspekten der modernen Kriegsführung. Es war Daniel Ellsbergs persönlicher Wunsch, Daniel Hale mit dem ersten Ellsberg Whistleblower Award auszuzeichnen.
Daniel Hale’s Whistleblowing im Detail
Geheimdienstanalyst bei der NSA
Daniel Everette Hale ist ein ehemaliger Geheimdienstanalyst der National Security Agency (NSA), der die Öffentlichkeit über schwere Missstände und hohe zivile Opferzahlen der US-Drohnenkriegsführung informiert hat. Der 1987 in Tennessee geborene Hale meldete sich 2009 aus finanzieller Not bei der United States Air Force.
Er diente bis 2013 und arbeitete hauptsächlich im Bereich des Nachrichtendienstes. Später wurde er mit der National Security Agency (NSA) nach Afghanistan entsandt, wo er persönlich für die Identifizierung potenzieller Angriffsziele verantwortlich war. Dort lernte Hale aus erster Hand den US-Drohnenkrieg in Afghanistan, Somalia und Jemen kennen.
Das US-Drohnenprogramm
Hale erkannte bald, dass die meisten Drohnenangriffe auf unzuverlässigen elektronischen Kommunikationsdaten und nur unzureichender Signalaufklärung beruhten, was zu verheerenden Fehlern führte. So waren in einem Zeitraum von fünf Monaten etwa neun von zehn der durch Drohnenangriffe getöteten Personen nicht die beabsichtigten Personen. Da die USA einfach alle männlichen Personen im militärischen Alter innerhalb eines Zielgebiets als Kämpfer behandelten und zählten (es sei denn, ihre Unschuld wurde nach ihrer Ermordung bewiesen), wurden diese unbeabsichtigten Opfer fälschlicherweise als EKIA – ‚enemies killed in action‘ – gebrandmarkt.
Hale kommentierte später einen Vorfall, den er als den erschütterndsten Tag seines Lebens bezeichnete, als eine routinemäßige Überwachungsmission in einer Katastrophe endete:
Seit Wochen hatten wir die Bewegungen eines Rings von Autobombenbauern verfolgt […]. Es war ein windiger und wolkenverhangener Nachmittag, als einer der Verdächtigen entdeckt wurde, der mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Osten fuhr. Das alarmierte meine Vorgesetzten, die glaubten, er könnte versuchen, über die Grenze nach Pakistan zu entkommen. Ein Drohnenangriff war unsere einzige Chance und […]. Aber die weniger fortschrittliche Predator-Drohne hatte Schwierigkeiten, durch die Wolken zu sehen und mit dem starken Gegenwind zu kämpfen. Die MQ-1 mit einer einzigen Nutzlast verfehlte ihr Ziel nur um wenige Meter. Das Fahrzeug, das zwar beschädigt, aber noch fahrbar war, setzte seine Fahrt fort, nachdem es nur knapp der Zerstörung entgangen war. Schließlich […] hielt der Fahrer an […]. Aus der Beifahrerseite stieg eine Frau aus […]. So verblüffend es auch war, gerade erfahren zu haben, dass es eine Frau gewesen war […], hatte ich keine Gelegenheit zu sehen, was als nächstes geschah […], als sie verzweifelt begann, etwas aus dem hinteren Teil des Autos herauszuziehen. Es vergingen ein paar Tage, bis ich endlich erfuhr, […] was geschehen war. Es war tatsächlich die Frau des Verdächtigen mit ihm im Auto gewesen und auf dem Rücksitz saßen ihre beiden kleinen Töchter, 5 und 3 Jahre alt. […] Die Älteste wurde tot aufgefunden.‘ ( Quelle)
© (2) CC 2024. Erstellt mit KI.
© (3) „Collateral Murder“, Wikileaks
© (4) PD, Afghanistan Luftaufnahme von DVIDS
Sinneswandel
© CC BY-NC 2.0, NGA, von Marc Barnes
Seine Verantwortung für diese und viele weitere unrechtmäßige Tötungen wurde schnell zu einer schweren emotionalen Belastung. Während seiner Tätigkeit versuchte er, sich von seiner Rolle in dem Tötungsprogramm abzulenken und zu distanzieren: Wie ein Drohnenoperator es ausdrückte: „Sind Sie jemals auf Ameisen getreten und haben nicht mehr daran gedacht? Das ist es, was man von den Zielpersonen zu denken hat. Sie haben es verdient. Sie haben ihre Seite gewählt. Sie mussten einen Teil Ihres Gewissens abtöten, um Ihren Job weiter zu machen – und die Stimme in Ihrem Inneren ignorieren, die Ihnen sagte: ‚Das war nicht richtig‘. Auch ich habe diese innere Stimme ignoriert und bin blindlings weiter auf den Abgrund zugelaufen.(Quelle).
Doch schließlich konnte Hale sein Gewissen nicht mehr ignorieren und litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und Depressionen. Er drückte es so aus: „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht die Rechtfertigung für mein Handeln hinterfrage. Ich bin untröstlich und schäme mich für mich selbst. […] Kein Mensch sollte für ein Verbrechen sterben müssen, das er nicht begangen hat. Genauso wenig sollte ein Mensch mit der Last leben müssen, ein armes, wehrloses, unschuldiges Leben genommen zu haben […]. Bei den Drohnenangriffen ist die Diskrepanz zwischen den schuldigen und den unschuldig getöteten Menschen unermesslich größer. In einigen Fällen sind bis zu neun von zehn getöteten Personen nicht identifizierbar.‘(Quelle).
Nach seinem Einsatz wollte Hale ursprünglich ein Studium absolvieren, nahm dann aber widerwillig ein Angebot an, bei der National Geospatial-Intelligence Agency zu arbeiten. Dort sahen sich seine neuen Kollegen die archivierten Aufnahmen vergangener Drohnenangriffe – so genannte „Kriegspornos“ – mit Hohn und Spott an. Zu diesem Zeitpunkt sagte Hale nichts, aber er spürte, wie sein Herz in Stücke brach.
Whistleblowing: Die ‚Drone Papers‘
Hale war sich der persönlichen Risiken bewusst und beschloss 2014, geheime Dokumente an einen Journalisten weiterzugeben, den er vor einiger Zeit kennengelernt hatte.
Diese Dokumente bildeten schließlich die Grundlage der ‚Drone Papers‘, eine Reihe von investigativen Berichten, die von der Nachrichtenagentur The Intercept veröffentlicht wurden. Die Drone Papers enthüllten der Öffentlichkeit die beunruhigenden Realitäten des US-Drohnenprogramms.
In den Drone Papers wurde zum Beispiel aufgezeigt, wie fehlerhafte und unzuverlässige Daten des Nachrichtendienstes zur Identifizierung und Verfolgung von Zielen für Attentate verwendet wurden. Dies führte sehr oft dazu, dass Ziele verfehlt wurden, hohe Kollateralschäden entstanden und viele Zivilisten getötet wurden. Dies stand in krassem Gegensatz zu öffentlichen Erklärungen, in denen behauptet wurde, dass die Tötungen angesichts der Genauigkeit der Drohnenangriffe „gezielt“ seien.
Außerdem wurde in den Dokumenten das Verfahren zur Genehmigung potenzieller Angriffsziele, die so genannte „Kill Chain“, detailliert beschrieben. Die Beschreibung der Kill Chain in den Drone Papers stand im Gegensatz zu den öffentlichen Erklärungen des damaligen Präsidenten Barack Obama in Bezug auf seine persönliche Verantwortung. Während er öffentlich erklärte, dass er jeden einzelnen Angriff persönlich genehmigte, enthüllten die Drohnenpapiere, dass er nur jedes Ziel genehmigte, aber nicht, wann und wie dieses Ziel angegriffen werden würde.
Persönliche Konsequenzen
© (2) CC 2.0 Donald Trump, von Gage Skidmore
© (3) Credo, Ellsberg Archive Project (UMass Amherst)
© (4) CMU Terre Haute von Public Intelligence.net
© (5) Witness against Torture, von Helen Schietinger
Fünf Jahre nach Hales Enthüllungen hat die Trump-Regierung Vergeltung geübt. Im Jahr 2019 wurde er verhaftet und unter dem US Espionage Act angeklagt, einem Gesetz, das während des Ersten Weltkriegs gegen Spione erlassen wurde, später aber zur Vergeltung gegen Whistleblower eingesetzt wurde. Daniel Ellsberg, der berühmte Whistleblower der Pentagon Papers, nach dem der Ellsberg Whistleblower Award (EWA) benannt ist, war der erste Whistleblower, der auf der Grundlage dieses Gesetzes verfolgt wurde. Nach dem Espionage Act ist es Whistleblowern nicht gestattet, ihre Beweggründe für die Weitergabe von Informationen näher zu erläutern.
Im Jahr 2021 blieb Hale nichts anderes übrig, als sich in einem Punkt des Verstoßes gegen das Spionagegesetz schuldig zu bekennen, nämlich die Weitergabe der ‚Drone Papers‘ an The Intercept. Er wurde zu 45 Monaten Haft im Bundesgefängnis verurteilt und in die Communications Management Unit (CMU) in Marion, Illinois, eingewiesen. Die CMU ist dafür berüchtigt, dass sie jegliche Kommunikation mit der Außenwelt stark einschränkt, so dass sie in der Regel für Verurteilte von terrorismusbezogenen Straftaten reserviert ist.
Im Februar 2024 wurde Hale nach 33 Monaten Haft entlassen, von denen er sich derzeit erholt.
Soziale und politische Auswirkungen
Die Enthüllungen von Hale haben eine öffentliche Debatte über die Rechtmäßigkeit und Ethik von Drohnenprogrammen ausgelöst und die Notwendigkeit eines demokratischen Diskurses unterstrichen. Die Debatte muss laufend abwägen zwischen den Belangen der nationalen Sicherheit, dem Recht der Öffentlichkeit auf Informationen und ethischen Aspekten der modernen Kriegsführung. Im Zentrum der Debatte stand und steht die Frage, ob und wie zunehmend automatisierte und autonome Waffensysteme zu einer Eskalation von Gewalt und zum Tod von Zivilisten führen können. Eine Auseinandersetzung mit den Mitteln und Grenzen einer sinnvollen menschlichen Kontrolle sowie mit der Verantwortung und Rechenschaftspflicht für Fehler ist daher unerlässlich.
Unter beträchtlichen persönlichen Kosten hat Hale in einer kritischen Zeit, in der Drohnenprogramme und andere (halb-)automatisierte Waffensysteme weltweit immer mehr an Bedeutung gewannen, die Wahrheit gesagt. Er ist ein Beispiel dafür, was ein Einzelner für das Gemeinwohl zu ertragen bereit ist, und eine deutliche Erinnerung an die dringende Notwendigkeit von Transparenz und Rechenschaftspflicht in der modernen Kriegsführung.
Daniel Ellsberg war ein starker Unterstützer von Daniel Hale und blieb während seines Prozesses und danach in engem Kontakt mit ihm. Kurz vor seinem Tod wählte Daniel Ellsberg Hale persönlich als ersten Preisträger des Ellsberg Whistleblowing Award aus.
Aktuelle Relevanz
© ‚‚Lavender‘: Die KI-Maschine, die Israels Bombenangriffe in Gaza steuert‘, von +972 magazine
Wie von Hale vorhergesagt, haben die Mittel und der Einsatz von (halb-)automatisierten und autonomen Waffensystemen seit seinen Enthüllungen im Jahr 2014 zugenommen. Die technologischen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz haben seitdem die Kriegsführung drastisch beeinflusst, wie zum Beispiel der aktuelle Krieg in Gaza zeigt. Viele der Bedenken und Unzulänglichkeiten sind jedoch nach wie vor die gleichen.
In diesem Sinne veröffentlichten der bekannte israelische Journalist Yuval Abraham und The Guardian im April 2024 Untersuchungen über den Einsatz einer künstlichen Intelligenz namens ‚Lavender‘ zur Identifizierung potenzieller Hamas-Terroristen. Die Aussagen von sechs Whistleblowern der israelischen Streitkräfte (IDF) legen nahe, dass die von Lavender generierten Empfehlungen kaum überprüft wurden und dass eine hohe Zahl ziviler Opfer wissentlich in Kauf genommen wurde.
Lesen Sie den Kommentar von Ninon Colneric, ehemalige Richterin am Europäischen Gerichtshof (EuGH), hier.
Laudatio
Jesselyn Radack ist die Anwältin von Daniel Hale und die Leiterin des Whistleblower- und Quellenschutzprogramms WHISPeR bei ExposeFacts. Lesen Sie hier, warum Daniel Hale zu Recht den allerersten Ellsberg Whistleblower Award erhalten hat.
„Ich fühle mich geehrt, heute vor Ihnen über die Verleihung des Daniel Ellsberg Whistleblower Award zu sprechen. Ich erinnere mich an Dan wegen seines Mutes, seiner Integrität, seiner Weisheit, seiner Großzügigkeit und seiner schieren Kraft der Menschlichkeit. Ich erfuhr zum ersten Mal von ihm in einem Universitätskurs über Ethik und öffentliche Ordnung. Später habe ich seinen Fall an der juristischen Fakultät im Rahmen eines Kurses über Meinungsfreiheit studiert.
Im Jahr 2002 habe ich als Anwalt im Justizministerium das Fehlverhalten der Regierung bei der ersten Terrorismusverfolgung nach 9/11 aufgedeckt. Weil ich mich an die Presse wandte, leitete die Regierung ein Ermittlungsverfahren gegen mich ein, versuchte, mir die Lizenz zu entziehen, und setzte mich auf eine Beobachtungsliste für Terroristen. Ich war total verängstigt.
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In meiner dunkelsten Stunde rief mich Dan Ellsberg zu Hause an. DER Dan Ellsberg. Ich war verblüfft. Er versicherte mir, dass ich das Richtige getan hatte. Er half mir, die Medien und den Kongress dazu zu bringen, sich auf meinen Fall zu konzentrieren. Wir gründeten eine National Security Whistleblower Coalition mit anderen Dissidenten.
Nachdem das Verfahren gegen mich eingestellt wurde, folgte ich Dans Beispiel und widmete den Rest meines Lebens der Unterstützung von Whistleblowern in der Regierung. Wir konnten nicht ahnen, dass die Obama-Regierung einen Krieg gegen Whistleblower beginnen würde, indem sie genau das gleiche Gesetz anwendet, das gegen ihn eingesetzt wurde: das drakonische Spionagegesetz. Es handelt sich um ein Gesetz aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, das die Offenlegung von Regierungsgeheimnissen bestraft – selbst wenn diese nicht als geheim eingestuft sind – und keine Verteidigung im öffentlichen Interesse zulässt. Es dient nicht dazu, die nationale Sicherheit zu schützen, sondern vielmehr dazu, Widerspruch gegen die Übergriffe der Regierung zu bestrafen und andere davon abzuhalten, gegen das schlimmste – und oft illegale – Verhalten der Regierung zu protestieren.
Dan war selbstlos und unermüdlich bei der Unterstützung meiner Mandanten. Er setzte sich für Whistleblower ein, von Thomas Drake über Chelsea Manning, Edward Snowden, Jeffrey Sterling, John Kiriakou, Reality Winner, Julian Assange und Daniel Hale. Er hatte KEINE moralische *Verpflichtung*, sich dieser Sache anzunehmen. Aber er hatte die moralische *Motivation*, es zu tun. Er hatte den Rückhalt von Whistleblowern, die die schlimmsten Sünden dieses Jahrhunderts aufgedeckt haben: Folter, geheime Überwachung und Kriegsverbrechen. Und er hat buchstäblich das Leben zahlloser Whistleblower in Extremsituationen und in Verzweiflung gerettet und geprägt.
Einer dieser Menschen war Daniel Hale. Ich traf Daniel im Jahr 2014, nachdem sein Haus durchsucht worden war. In den nächsten 5 Jahren ruhte der Fall. Dann, im Jahr 2019, wurde er plötzlich unter dem Espionage Act wegen der unbefugten Weitergabe von Informationen an eine Nachrichtenagentur angeklagt – dieselbe Anklage, die auch gegen Ellsberg erhoben wurde. Die Dokumente, die er durchsickern ließ, enthielten Informationen über ein geheimes, nicht überprüfbares und nicht rechenschaftspflichtiges Verfahren zur gezielten Ermordung von Menschen auf der ganzen Welt, darunter Zivilisten, US-Bürger und Kinder. Für die Enthüllung dieser Informationen saß Hale fast vier Jahre im Gefängnis.
Nachdem er angeklagt wurde, lebte Daniel für 6 Monate bei meiner Familie. Wie das Dutzend anderer Whistleblower des US-Drohnenprogramms, die ich vertrete, war Daniel von moralischen Schuldgefühlen wegen seiner Beteiligung an gezielten Tötungen Unschuldiger geplagt. In dem Film „National Bird“ der deutschen Dokumentarfilmerin Sonia Kennebeck äußerte sich Daniel gequält über „die Ungewissheit, ob jeder, an dessen Tötung
Daniel ist nachdenklich, selbstlos und hat einen starken moralischen Kompass. Es ist keine Überraschung, dass Daniel Ellsberg ihn zum ersten Empfänger der posthumen Auszeichnung in seinem Namen machen wollte. Ellsberg tröstete Hale über die Jahre seiner Tortur, da er einer der wenigen Menschen auf der Welt war, die die Schwere seiner Handlungen und die Ungerechtigkeit der Konsequenzen verstehen konnten.
Vielen Dank an die Wau Holland Foundation, die Reva and David Logan Foundation, die taz Panther Foundation und das Whistleblower-Network – alles Institutionen, die sich vehement für den Schutz von Whistleblowern, Transparenz, Technologie, investigativen Journalismus und die kostbaren Freiheiten der Information, der Rede und der Presse einsetzen – gefährdete Prinzipien in dem heutigen abschreckenden politischen Klima. Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie denjenigen Anerkennung zollen, die ihr Gewissen über ihre Karriere und vor allem ihre Freiheit gestellt haben. Es ist ein zu hoher Preis dafür, der Macht die Wahrheit zu sagen.
Ich danke Ihnen.„
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© Jesselyn Radack (2024). Alle Rechte vorbehalten.
Daniel E. Hale’s Worte des Dankes
„Liebe Freunde und Genossen,
ich fühle mich geehrt, als erster den Ellsberg Whistleblower Award zu erhalten. Ich bin sehr dankbar, dass man mich für würdig hält, einen Preist zu erhalten, der an das Leben und das Vermächtnis von Daniel Ellsberg erinnert. Ich lernte Dan Ellsberg 2013 kennen, als ich auf dem Militärstützpunkt Ft. Meade als Analytiker für den Geheimdienst Analyst für die National Security Agency (NSA) arbeitete. Dan stand vor vor dem Eingang des Stützpunkts, um gegen das Militärgerichtsverfahren gegen Chelsea Manning zu protestieren. Unsere Begegnung war kurz, hatte aber eine tiefgreifende Wirkung auf mich.
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Dan war eine Inspiration für mich, seitdem ich als junger Mensch von ihm gehört hatte. Die Tapferkeit und Integrität, die er an den Tag legte, waren ansteckend. Ich bewunderte seinen lebenslangen Kampf gegen Militarismus und für die Abschaffung von Atomwaffen.
Ein Jahrzehnt später stand ich in regelmäßigem Kontakt mit meinem Kindheitshelden, als ich wegen meines Whistleblowings eine Haftstrafe in einer US-Strafvollzugsanstalt verbüßen musste. Dan und ich freundeten uns sofort an und sprachen in den ersten Jahren meiner Inhaftierung häufig miteinander. Dan dafür bekannt, dass er sich Zeit nahm, um seine Ideen klar darzulegen, daher endeten unsere kurzen Telefongespräche oft, bevor sie richtig begonnen hatten.
Bei unserem letzten Telefonat informierten mich Dan über seine unheilbare Erkrankung, Wochen bevor sie öffentlich bekannt gegeben wurde. Ich war am Boden zerstört, als ich erfuhr, dass ich nie die Möglichkeit haben würde, mich außerhalb des Gefängnisses mit ihm zusammenzusetzen und ausführlich mit ihm zu sprechen.
Dan glaubte, dass es möglich sei, den Militarismus zu beenden und einen Atomkrieg zu unseren Lebzeiten zu verhindern. Er war überzeugt, dass kollektive oder individuelle Zivilcourage der beste Weg ist, dies zu erreichen. Doch da er die Risiken kannte, die man eingeht, wenn man sich mit der US-Regierung anlegt, zögerte er andere aufzufordern, sich der gleichen Gefahr auszusetzen, wie er es tat.
Dan würde stattdessen jeder Person mit einem Gewissen, die zuhören wollte, raten, nicht so handeln, wie er es tat – nicht zu warten – nicht zu warten, bis die Bomben fallen und sich die Leichen stapeln. Wenn Sie Informationen haben, von denen Sie glauben, dass sie sich als nützlich erweisen könnten, um ein Unrecht zu verhindern, dann sollten Sie handeln, bevor größerer Schaden angerichtet wird.
Die Welt ist ein viel besserer Ort, weil Dan in ihr war. Und trotz seiner deutlichen Warnungen vor der Verbreitung von Militarismus und Atomwaffen war er bis zu seinem Tod voller Optimismus. Aber die Welt, die Dan hinterließ, war eine völlig anders als die, in der wir jetzt leben.
Ich vermisse Dan sehr, aber ich bin dankbar, dass er den derzeitigen israelischen Völkermord an Palästina nicht mehr miterlebt musste, der mit der uneingeschränkten diplomatischen Unterstützung der Vereinigten Staaten und Waffen von fast jeder so genannten westlichen Regierung der Welt ermöglicht wird. Die Bilder von Kindern, die von US-Waffen zerfetzt und lebendig verbrannt werden, hätten seinen Geist gebrochen und seine letzten Tage verdunkelt.
Bis zum vollständigen Ende des Militarismus wird uns der Geist von Daniel Ellsberg verfolgen. Wenn er jetzt noch sprechen könnte, würde er, glaube ich, jeden Menschen mit einem Gewissen zum Handeln auffordern. Wartet nicht! Jetzt ist es an der Zeit, alle geheimen Informationen aufzudecken, die dem Wahnsinn ein Ende bereiten könnten.
“Ein Lampe Gottes ist die Seele des Menschens“, heißt es in einem jüdischen Sprichwort. Der Mensch ist schwach, wenn das Gottes Licht nicht in ihm brennt. Wenn es aber brennt, und es brennt am hellsten in den Seelen der Erleuchteten, wird der Mensch zum mächtigsten Geschöpf der Welt. Und es kann nicht anders sein, denn was dann in ihm wirkt, ist nicht seine eigene Kraft, sondern die Kraft Gottes.
Daniel Ellsbergs Glaube an die Menschlichkeit und an die Möglichkeit einer Welt ohne Militarismus sind es, die ihn so hell leuchten lassen. Dans Leben ist ein Licht, das uns auch in dunklen Zeiten den Weg weist. Möge diese Auszeichnung alle ehemaligen, gegenwärtigen und zukünftigen Whistleblower daran erinnern, dass sie nicht allein sind. Ein Licht leuchtet, wir müssen es nur aufheben und mit uns tragen.
© Daniel E. Hale (2024). Alle Rechte vorbehalten.
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Aufgrund seiner Inhaftierung hat Daniel Hale seine Veteranenleistungen verloren. Bitte denken Sie darüber nach, ihm mit einer Spende zu helfen, sich von der juristischen Odyssee zu erholen, die ihn den größten Teil seines erwachsenen Lebens gekostet hat. Besuchen Sie seine offizielle Unterstützungsseite„Stand with Daniel Hale“ und erfahren Sie, wie Sie spenden können.
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Schauen Sie sich diese Ressourcen an, um mehr über Daniel Hale und die Drone Papers zu erfahren.
